Diabetes Entwicklung/Trend

Lange Zeit galt Typ-2-Diabetes als eine Erkrankung älterer Menschen. Wenn Kinder oder Jugendliche an Diabetes erkrankten, handelte es sich fast ausschließlich um Typ-1-Diabetes. Inzwischen wird Typ-2-Diabetes jedoch immer häufiger auch bei Teenagern und jungen Erwachsenen diagnostiziert, insbesondere bei starkem Übergewicht.

Typ-2-Diabetes bei jungen Menschen ist auch in Deutschland auf dem Vormarsch. Zwar ist die Erkrankung bei Kindern und Jugendlichen noch immer vergleichsweise selten: Von 2014 bis 2022 gab es rund 2100 bekannte Neuerkrankungen bei 11- bis 17-Jährigen. Allerdings steigen die Zahlen seit Jahren kontinuierlich an – eine Entwicklung, die auch international zu beobachten ist. Der früher im Volksmund verwendete Begriff „Altersdiabetes“ ist daher nicht mehr zutreffend (Stand 10.04.2025).

Noch beunruhigender sind die Zahlen, wenn man die Vorstufe des Diabetes, den sogenannten Prädiabetes, berücksichtigt. In dieser Phase liegt noch keine krankhafte Stoffwechselstörung vor, aber die Blutzuckerwerte sind bereits erhöht, insbesondere nach dem Essen. Auch der Langzeitwert HbA1c kann bereits auffällig sein. Dies trifft auf mindestens 10 Prozent aller Kinder und Jugendlichen in Deutschland zu, die damit ein erhöhtes Risiko haben, später an einem Typ-2-Diabetes zu erkranken. Die Dunkelziffer ist vermutlich noch höher.

Bei den Altersgruppen weisen die BARMER-Daten vor allem für Ältere hohe und zugleich steigende Betroffenenraten aus. Bei den 70- bis 79-Jährigen gab es demnach in den Jahren von 2013 bis 2022 einen Zuwachs von 24,5 auf 25,9 Prozent. Bei den 80- bis 89-Jährigen veränderte sich die Rate in derselben Dekade von 27,1 auf 29,0 Prozent. Die größte Steigerungsrate innerhalb von zehn Jahren gab es aber in der Gruppe der 40- bis 49-Jährigen. Dort stieg der Anteil von 3,4 auf 3,9 Prozent. Das entspricht einem Anstieg von 14,8 Prozent.

Auch bei jüngeren Menschen gelten Übergewicht, Bewegungsmangel und eine unausgewogene Ernährung als Hauptrisikofaktoren. Vor allem der regelmäßige Konsum stark zuckerhaltiger Getränke steht in der Kritik. Fachgesellschaften wie die Deutsche Diabetes Gesellschaft (DDG) fordern daher bereits seit Jahren eine Zuckersteuer nach dem Vorbild von Großbritannien.

Besorgniserregend ist nicht zuletzt der Umstand, dass ein in jungen Jahren diagnostizierter Typ-2-Diabetes häufig schon früh mit Folgeerkrankungen einhergeht. Viele Betroffene klagen bereits in jungen Jahren über Herz-Kreislauf-Probleme oder auch Nervenschäden. Die Wahrscheinlichkeit, im weiteren Verlauf auf eine Insulinbehandlung angewiesen zu sein, ist ebenfalls erhöht.

Im Gegensatz zu Typ-1-Diabetes entwickeln sich die Symptome bei Typ 2 meist schleichend und werden daher erst relativ spät ernst genommen. Oft ist Übergewicht bei jungen Menschen zunächst der einzige Hinweis auf eine Stoffwechselstörung. Dabei gäbe es gerade im Frühstadium durchaus Handlungsmöglichkeiten. Wird ein Prädiabetes frühzeitig erkannt, kann eine Lebensstiländerung mit Gewichtsabnahme und regelmäßiger Bewegung das Entstehen der Erkrankung Typ-2-Diabetes häufig noch verhindern.

Entsprechend des aktuellen deutschen Gesundheitsberichtes 2025 leben in Deutschland mehr als 9 Millionen Menschen mit Diabetes. Dazu kommt eine geschätzte Dunkelziffer von circa 2 Millionen Menschen. Daten der gesetzlichen Krankenversicherungen in Deutschland zeigen, dass jedes Jahr circa 500.000 Menschen neu an Typ 2 Diabetes mellitus erkranken. Nicht mitgezählt sind dabei Menschen mit einer gestörten Glukosetoleranz, also mit einem erst beginnenden Typ 2 Diabetes. Auch die Inzidenz und Prävalenz anderer endokrinologischer Erkrankungen nehmen seit vielen Jahren zu. Über 7 Millionen Menschen in Deutschland leiden an Osteoporose, 15 % aller Frauen im fertilen Alter haben ein polyzystisches Ovarsyndrom mit den bekannten metabolischen Begleiterkrankungen. Dazu kommen Erkrankungen der Schilddrüse, die nahezu jeden dritten Erwachsenen in Deutschland betreffen. Darüber hinaus sind Endokrinologen und Diabetologen Experten für zahlreiche seltenere Hormon- und Stoffwechselerkrankungen, die durch kein anderes Fachgebiet der inneren Medizin abgedeckt sind.

Laut Statistik der Bundesärztekammer, Stand 31.12.2023, gibt es in Deutschland 285 Ärzte und Ärztinnen mit dem Schwerpunkt “Innere Medizin und Endokrinologie und Diabetologie“ , etwa die Hälfte davon ist im ambulanten Bereich tätig, die andere Hälfte im stationären Bereich. Kollegen mit der Zusatzbezeichnung Diabetologie/Diabetologe DDG sind dabei nicht erfasst.

Dagegen sind 2087 Ärzte und Ärztinnen „Innere Medizin und Gastroenterologie“ aufgeführt und 5187 „Innere Medizin und Kardiologie“.

Angesichts der geringen Anzahl an Fachärzten im Schwerpunkt Endokrinologie und Diabetologie ist es nicht verwunderlich, dass die Wartezeit für einen ambulanten Sprechstundentermin oft mehrere Monate beträgt. In sehr vielen Kliniken ist das Spezialgebiet „Endokrinologie und Diabetologie“ überhaupt nicht vertreten.

In den Wahlprogrammen der verschiedenen Parteien findet sich jetzt das Versprechen einer patientenzentrierten Gesundheitsversorgung und zeitnaher fachärztlicher Termine ungeachtet des Versichertenstatus. Zugang zu Leistungen soll einzig der individuelle medizinische Bedarf sein. Das Ziel, die Sektorengrenzen durch Verzahnung und Vernetzung aller Versorgungsgebiete weiterzuentwickeln, findet sich ebenfalls parteiübergreifend. Gefordert wird – wie schon seit Jahrzehnten – eine Neuordnung der Rollenverteilung zwischen ambulantem und stationärem Sektor.

Wie diese Wahlversprechen aber realistisch umgesetzt werden können, angesichts der für den Schwerpunkt Endokrinologie/Diabetologie fehlenden Ärzte/Ärztinnen, ist in keinem Wahlprogramm konkretisiert.

Frank-Burkhard Biester
Landesvorsitzender


 

Delegiertenversammlung 2025

Der Landesverband Sachsen-Anhalt e.V. lud am 03.Mai seine Selbsthilfegruppenleiterinnen und Selbsthilfegruppenleiter sowie deren Stellvertreterinnen und Stellvertreter zur Delegiertenversammlung ins Familienhaus in Magdeburg ein. Auf der Tagesordnung standen die Rechenschaftsberichte über die Arbeit des Vorstandes, der Schatzmeisterin und der Revisionskommission in 2024. Zu Beginn wurde mit einer Schweigeminute der verstorbenen Selbsthilfegruppenleiter Frau Schiddel (Gruppe Osterburg) und Herrn Theilig, (Gruppe Zeitz) gedacht.

Zuerst berichtete Herr Biester als 1. Vorsitzender über die Arbeit des Vorstandes im Geschäftsjahr 2024, die sich nicht immer einfach gestaltete. Dennoch konnten Treffen und Vorträge zu sozialen und krankheitsbezogenen Themen bei den Selbsthilfegruppen umgesetzt werden. Traditionell fand am 14.November der Diabetikertag in Sangerhausen statt, der hervorragend von der SHG-Leiterin Frau Seeger organisiert wurde. Frau Melcher nahm an einer Schulung zum Teilhabeassistenten in Dachwig teil. Leider stellte sich die Weiterführung der von der Diabetesstiftung geförderten Veranstaltung als nicht sinnvoll heraus und wurde daher auch nicht fortgesetzt. Die Teilnahme am Ländertreffen der Ostverbände in Dresden war für den Austausch untereinander ein wichtiger Termin.

Herr Biester dankte allen Selbsthilfegruppenleiterinnen und -leitern, dem gesamten Vorstand und besonders unserem 2. Vorsitzenden, der trotz seiner bundesweiten beruflichen Tätigkeit immer für die Lösung technischer Probleme oder digitale Ausstattung offen ist, für die geleistete Arbeit.

Frau Kirchhof als Schatzmeisterin legte im Anschluss den Finanzbericht für das Geschäftsjahr 2024 vor. Die Revisionskommission konnte in ihrem Bericht die ordnungsgemäße und korrekte Buchführung feststellen. Ein Dank an Frau Kirchhof für ihre hervorragende Arbeit. Alle drei Berichte wurden durch die Delegierten bestätigt und im Anschluss der Landesvorstand und die Revisionskommission für das Jahr 2024 durch das Votum der Delegierten, entlastet.

Für 2025 werden der Bundesverband und die Landesverbände des Deutschen Diabetiker Bundes die Umsetzung der Wahlversprechen zur patientenzentrierten Gesundheitsversorgung sowie zum Krankenhausversorgungsverbesserungsgesetz (KHVVG) intensiv beobachten, zu Trends Stellung beziehen und ggfls. auch intervenieren – ganz im Interesse der Mitglieder.

Das Zusammenwirken aller Kräfte gerade auch in der Selbsthilfe ist enorm wichtig, um den weiteren Herausforderungen gewachsen zu sein.

Annerose Winter


 

Eagle eye
Heute: spring break

Es ist Frühling und alles neu macht der Mai? Zumindest sieht es nicht so aus, als ob der Merz alles neu machen würde. Welch eine unglaubliche Überraschung, also damit hat ja nun wirklich keiner gerechnet.

Wenn Sie die aktuelle Ausgabe des Mitteilungsblattes in den Händen halten, wird es Mai sein und der Frühling sollte in voller Blüte stehen.

Wenn wir uns in der Gesundheitspolitik umschauen, bleibt ja auch nur das Hoffen auf bessere Zeiten. Ich bin mir gar nicht sicher, ob ich mir eigentlich wünschen soll, dass die Koalitionäre einen neuen Gesundheitsminister finden oder dass die mit dem alten weiter machen.

Vielleicht hat der neue Bundesgesundheitsminister Zeit, sich mal wieder um die Nationale Diabetesstrategie der Bundesregierung zu kümmern. Die wurde doch im Juli 2020 vom Bundestag verabschiedet und liegt seitdem in der Schublade. Falls Sie sich nicht erinnern können, Ziel war es u.a., die Früherkennung zu verbessern, ein nationales Diabetesregister aufzubauen und die Forschung zu unterstützen. Dafür war auch mal Geld im Bundeshaushalt geplant, das wurde aber vor 2 Jahren um mehr als die Hälfte gekürzt. Übrig blieb rund eine Million, ich vermute mal, die haben ein paar Informationsblätter dafür gedruckt, dann war das Geld alle. Naja, vielleicht hat auch jemand einen gut dotierten Posten bekommen.

Der Gipfel ist der neueste Vorschlag, dass wir zuzahlen sollen, wenn wir ohne Überweisung zum Facharzt wollen. Das würde bedeuten, dass wir viel öfter unseren Hausarzt treffen. Der hat ja auch die “meiste Zeit”, um einen Blick auf ein Problem zu werfen und dann zu entscheiden, dass wir zum Facharzt dürfen, also die Überweisung schreibt. Eine großartige Idee, könnte glatt von dem Wahnsinnigen aus Übersee stammen. Ich hoffe mal, dass die begreifen, dass das auch wieder nur den Verwaltungsaufwand steigert. Was ich dagegen durchaus verstehen kann, ist der Vorschlag, einen nicht abgesagten und nicht wahrgenommenen Termin in Rechnung zu stellen. Es kommt sicher vor, dass man mal zu einem Termin nicht gehen kann, aber eine Absage muss doch möglich sein. Wem das egal ist, der sollte auch eine Rechnung dafür bekommen.

Für den Moment kann ich nur sagen, warten wir es ab und lassen es herankommen und schauen dann, wie wir damit umgehen. Ich werde ein (Adler-)Auge darauf haben.

Alles Gute und kommen Sie gut über den Sommer, Ihr Matthias Böhmer


 

Neuigkeiten aus dem DiabetesNetzwerk Sachsen

Nachdem wir zum Weltdiabetestag 2009 mit dem Newsletter im Diabetes-Netzwerk gestartet sind, haben wir in 15 Jahren 180 Ausgaben herausbringen können. Nun endet mit der Oktoberausgabe 2024 die Ära des Newsletters, denn leider fehlt die Finanzierung, um dieses Projekt fortzuführen.

Als die Krankenkassen vor einigen Jahren die Förderbedingungen geändert haben, hieß es, dass Projekte nur noch in sehr geringem Umfang gefördert werden und alle permanenten Aufgaben über die Pauschalförderung abgedeckt werden. Das hat leider nur eine Förderperiode lang funktioniert. Dann wurden die benötigten Mittel beschnitten. Für das laufende Jahr wurden dem Landesverband nur rund 45 Prozent der benötigten Fördermittel bewilligt, was die kontinuierliche Arbeit sehr einschränkt.

Für den Augenblick ist es uns, mit Unterstützung der Techniker Krankenkasse, gelungen, ein Projekt zu entwickeln und so den Informationsfluss im DiabetesNetzwerk Sachsen aufrecht zu erhalten.

Wir stellen Ihnen vor:
Infoblatt Diabetes WTT – Wissen, Tipps & Tricks

Mit dem Start zum Weltdiabetestag 2024 möchten wir monatlich unsere Mitglieder, die Selbsthilfegruppen, aber auch interessierte Personen, Apotheken, Podologie- und Arztpraxen mit aktuellen Themen und Wissen rund um den Diabetes informieren.
Gerade die neuen technischen Möglichkeiten und Assistenz-Systeme bieten eine Vielzahl an Möglichkeiten in der Diabeteswelt zur Unterstützung der Betroffenen. Da der Fehler oft im Detail steckt möchten wir versuchen, unkomplizierte Lösungen einfach weiterzugeben. Oftmals ist es eine Einstellung im Smartphone oder am Gerät, welche den entscheidenden Unterschied macht. Hier wollen wir ansetzen und diese Tipps und Tricks verbreiten. Dazu kommen monatlich aktuelle Informationen und Veröffentlichungen aus der Diabetesmedizin, um so auf einem aktuellen Wissensstand zu bleiben. Dabei wenden wir uns alle Betroffenen, altersunabhängig, denn selbst jüngeren Menschen gelingt es nicht immer, sich aktuell zu informieren.

Eine besondere Möglichkeit bietet der Wissensaustausch untereinander. Wir planen eine Fragen-Antworten-Rubrik, in der Fragen, die wir noch nicht beantworten können zur Diskussion gestellt werden. So bieten wir anderen Lesern die Möglichkeit, ihre vielleicht schon gemachten Erfahrungen und Lösungswege weiterzugeben. Wir werden das Infoblatt „Diabetes WTT – Wissen, Tipps & Tricks“ auf der Plattform im Netzwerk, wie den bisherigen Newsletter, zur Verfügung stellen.

Melden Sie sich am Besten gleich für das für das Infoblatt an:

https://www.diabetikerbundsa.de/infoblatt/

Matthias Böhmer

Aktuelle Diabetesfakten und -zahlen

Wer einen Diabetes hat, kennt sie: die Diabetesassistentinnen und -assistenten, Diabetesberaterinnen und -berater. Sie übernehmen bereits heute viele Aufgaben, wenn es um das Betreuen und Schulen von Menschen mit Diabetes geht, sei es in Arztpraxen oder in Kliniken. Was sie dabei tun dürfen, ist klar geregelt.

Im vergangenen Jahr haben sich durch neue Vorgaben aus Gesetzen die Rahmenbedingungen für Gesundheitsfachberufe verändert. Diese betreffen auch den Bereich der Berufe in der Diabetesbetreuung. „Hierdurch ergab sich ein besonderer Bedarf, die Aufgaben der Diabetesfachkräfte hervorzuheben und alle Leistungen transparent zu machen“, so die VDBD-Vorstandsvorsitzende Kathrin Boehm. Die neuen Rahmenempfehlungen zur interprofessionellen Diabetesversorgung geben eine Übersicht über die Möglichkeiten, heilkundliche Tätigkeiten zu übertragen. Grundlage ist der Rahmenvertrag zu den Modellvorhaben nach § 64d des Sozialgesetzbuchs (SGB) V.

„Wir haben uns an den Kompetenzen von Diabetesberate/innen und Diabetesassistent/innen orientiert, verdeutlichen aber auch die Grenzen dessen, was delegiert werden kann“, erklärt Boehm. In der Präambel der Rahmenempfehlungen heißt es: „Neben den objektiv messbaren fachlichen Qualifikationen sollen auch die subjektiven menschlichen Fähigkeiten wie Empathie und Teamfähigkeit berücksichtigt werden, die in diesem Dokument nicht explizit genannt sind. Es liegt im Ermessen der delegierenden Ärzte/innen, basierend auf haftungsrechtlichen Gesichtspunkten, wie weit sie bereit sind, Verantwortung zu übertragen.“

Der VDBD nimmt die Rahmenempfehlungen zum Anlass, um auf die Bedeutung der Diabetesberatung in Klinik und Praxis hinzuweisen. „Wir begrüßen die aktuelle Entwicklung, Gesundheitsfachberufe in ihrer Kompetenz zu stärken und ihnen damit mehr Verantwortung zuzusprechen. Gleichzeitig wünschen wir uns aber auch, dass bereits bestehende, funktionierende Strukturen bei der künftigen Versorgungsplanung berücksichtigt werden. Mit den Diabetesberatern und Diabetesassistenten gibt es bereits hochkompetentes Fachpersonal, das mehr genutzt und gefördert werden sollte, um unserem Gesundheitssystem auch in Zukunft zur Verfügung stehen zu können“, erklärt VDBD-Geschäftsführerin Dr. Gottlobe Fabisch. „Dem Druck durch Personalmangel in Klinik und Praxis können wir nur entgegenwirken, wenn die Verantwortung auf mehrere Berufsgruppen verteilt wird – also weg vom berufszentrierten hin zum bedarfsorientierten Denken!“.

In Deutschland ist die Zahl der Menschen mit Diabetes mellitus Typ 2 erneut gestiegen. Allein vom Jahr 2021 auf 2022 gab es einen Zuwachs um 95.450 auf 7,29 Millionen Betroffene. Das geht aus aktuellen Daten des BARMER Instituts für Gesundheitssystemforschung (bifg) hervor. Demnach ist bundesweit der Anteil der Betroffenen in den vergangenen zehn Jahren von 8,04 auf 8,65 Prozent gestiegen. „Deutschland scheint die Zuckerkrankheit nicht in den Griff zu bekommen. Der nationalen Diabetes-Strategie muss endlich mehr Bedeutung zukommen. Sie soll den Menschen helfen, durch einen gesunden Lebensstil diese Krankheit zu vermeiden oder zumindest ihre Auswirkungen zu lindern“, so Prof. Dr. med. Christoph Straub, Vorstandsvorsitzender der BARMER.

Insbesondere die ostdeutschen Bundesländer sind betroffen

Den bifg-Daten zufolge gibt es starke regionale Unterschiede in der Betroffenheit mit Diabetes mellitus Typ 2. Am weitesten unter dem Bundesdurchschnitt von 8,65 Prozent liegt Hamburg mit 6,1 Prozent. Dagegen kommt die Zuckerkrankheit in den ostdeutschen Bundesländern überdurchschnittlich oft vor. Sachsen-Anhalt hat die meisten Zuckerkranken. Hier wurde bei 13,4 Prozent der Bevölkerung Diabetes mellitus Typ 2 festgestellt. Der Wert liegt 55 Prozent über dem Bundesdurchschnitt – warum ist das so?

Die Ursachen sind hierfür zum Einem die hohe Arbeitslosigkeit und damit auch die fehlenden finanziellen Mittel für gesunde Ernährung sowie auch der zunehmende Facharztmangel zu sehen.

Sachsen-Anhalt scheint die „Zuckerkrankheit nicht in den Griff“ zu bekommen, sagt der Landesgeschäftsführer der Barmer Axel Wiedemann. Hier ist dringend weitere Aufklärung zu leisten. Bei den Altersgruppen weisen die BARMER-Daten vor allem für Ältere hohe und zugleich steigende Betroffenenraten aus. Bei den 70- bis 79-Jährigen gab es demnach in den Jahren von 2013 bis 2022 einen Zuwachs von 24,5 auf 25,9 Prozent. Bei den 80- bis 89-Jährigen veränderte sich die Rate in derselben Dekade von 27,1 auf 29,0 Prozent. Die größte Steigerungsrate innerhalb von zehn Jahren gab es aber in der Gruppe der 40- bis 49-Jährigen. Dort stieg der Anteil von 3,4 auf 3,9 Prozent. Das entspricht einem Anstieg von 14,8 Prozent.

Medikamentenmangel bleibt aktuell

Die Apothekenkammer Sachsen-Anhalt hat deutlich kritisiert, dass es in Deutschland nach wie vor einen Mangel an bestimmten wichtigen Medikamenten gäbe.

Der Präsident der Apothekenkammer Sachsen-Anhalt Dr. Jens-Andreas Münch hat gegenüber dem MDR deutlich gemacht, dass die Politik zwar angekündigt hat, wieder mehr Medikamente in Deutschland produzieren zu lassen. Tatsächlich ist in dieser Sache wenig passiert. Derzeitig sind ca. 501 Medikamente (Stand September 2024) nicht lieferbar, unter anderen auch Diabetesmedikamente, Grippe- und Erkältungsmittel und Antibiotika. Selbst für simple Kochsalzlösungen wird aufgrund des zunehmenden Mangels Alarm geschlagen.

Hier zeigt sich deutlich in welcher Abhängigkeit sich Deutschland befindet, was nicht nur Gas und Strom betrifft. Dies ist auf die fehlerhafte Politik der letzten Jahre zurückzuführen und muss dringend geändert werden. Weil wir über Jahrzehnte unsere Produktionsstrecken ins billige Ausland verlegt haben, sind ungünstige Abhängigkeiten entstanden. Die Billigmentalität ist ein generelles Problem in unserer Gesellschaft und hat nicht nur die Arzneimittel-Hersteller erfasst.

Aktuell wird die Uhr zurückgedreht und in der EU werden wieder Produktionskapazitäten aufgebaut. Das braucht aber Zeit und ist auch nur “einfach” möglich bei Medikamenten, die keinen Patentschutz mehr haben, also bei den Schmerzmittelklassikern oder vielen Antibiotika.

Hier muss die Politik schnellstens im Interesse der Bevölkerung Möglichkeiten finden und diesem negativen Trend entgegenwirken. Etwas anders ist die Sachlage bei neuen Medikamenten.

Noch ein Wort zu der beabsichtigten „Chroniker Pauschale“.

Bisher wird in der „Chroniker Pauschale“ der zeitliche Aufwand des Arztes abgebildet, der sich um den Menschen mit Diabetes kümmert und die strukturierte Versorgung wie vom DMP vorgegeben organisiert. Jetzt wird der Organisationsaufwand zusammengefasst, der Patient „muss“ nur noch einmal im Jahr zu einem Arztgespräch in die Praxis kommen, damit seine Folgeverordnungen dann ohne weiteren Kontakt fortgesetzt werden können. Bisher war die notwendige Folgeverordnung mindestens einmal im Vierteljahr ein Aufhänger für den persönlichen Kontakt mit dem Patienten. Somit ergab sich automatisch die Gelegenheit, einen HB1c-Wert zu bestimmen, die Blutzuckerwerte anzusehen, auf potenziell schlechtere Nierenwerte zu achten oder ein beginnendes diabetisches Fußsyndrom zu identifizieren. Eine engmaschige Intervention war somit möglich, wenn der Mensch mit Diabetes sich nicht ausreichend um seine chronische Erkrankung kümmern konnte. Wir fordern die Politik auf: Lassen Sie die Menschen mit Diabetes nicht im Regen stehen! Nur gemeinsam können wir das Schaffen. Packen wir es an!

Frank-Burkhard Biester
Landesvorsitzender


 

Bluthochdruck:
Neuer Online-Coach der AOK hilft beim Umgang mit der Erkrankung

Fast 40 Prozent der Sachsen-Anhalter leiden an Bluthochdruck bzw. Hypertonie. Nach Thüringen ist dies die zweithöchste Quote in ganz Deutschland. Die AOK hat deshalb einen neuen Online-Coach veröffentlicht, der Betroffene dabei unterstützt, ihren Blutdruck über gezielte Verhaltensänderungen im Alltag eigenständig zu senken. Das Programm ist für alle Interessierten kostenlos und frei zugänglich.
Laut einer Auswertung des Wissenschaftlichen Instituts der AOK haben fast 40 Prozent der Sachsen-Anhalter Bluthochdruck und tragen damit den sogenannten „leisen Killer“ in sich, der oft erst Beschwerden verursacht, wenn schon Folgeerkrankungen vorliegen. Darum sei Prävention das A und O, sagt Kay Nitschke, Leiter des Geschäftsbereiches ambulante und stationäre Versorgung bei der AOK Sachsen-Anhalt. „Glücklicherweise können Erkrankte selbst einiges dafür tun, um ihren Blutdruck zu senken. Oft wissen sie allerdings nicht, wie eine Umstellung der Gewohnheiten wirksam und dauerhaft gelingt“, so Nitschke. „Mit dem Online-Coach Bluthochdruck möchten wir schwere Folgeerkrankungen verhindern, indem wir Betroffenen ein wissenschaftlich fundiertes Instrument als täglichen Begleiter an die Hand geben.“

Prof. Dr. Thomas Mengden von der Kerckhoff-Klinik Bad Nauheim, Mitautor der neuen Versorgungsleitlinie Hypertonie in Deutschland und Experte für Bluthochdruck, hat den Online-Coach der AOK wesentlich mitentwickelt. Er sagt: „Zu den wichtigsten Ursachen der Erkrankung gehören Stress, zu viel Salz, Bewegungsmangel, Übergewicht und Alkoholkonsum. Daneben spielen auch das Alter, genetische Veranlagung und hormonelle Faktoren eine Rolle. Bluthochdruck erhöht das Risiko für Herzmuskel- und Nierenschwäche, Schlaganfall, Demenz und Impotenz. Das klingt besorgniserregend, aber mit dem richtigen Wissen über die Erkrankung können Betroffene sich und ihre Gesundheit schützen – und dabei hilft der Online-Coach.“

12 Coaching-Module zu verschiedenen Lebensbereichen

Die Inhalte der insgesamt zwölf Module des Online-Coach Bluthochdruck umfassen deshalb die Bereiche Entspannung, Stress-Management, Motivation, Bewegung und gesunde Ernährung. Zudem informieren Schulungsmodule über die korrekte Blutdruckmessung und -dokumentation, über Risikofaktoren, Ursachen und mögliche Folgen von Bluthochdruck.

Die Schulungsinhalte und Übungen bauen aufeinander auf und können von den Nutzenden in ihrem eigenen Tempo absolviert werden. Anhand von Filmen, Animationen und interaktiven Übungen lernen sie, wie sie ihren Blutdruck durch Entspannungstechniken sowie durch gesunde Ernährung und regelmäßige Bewegung gezielt regulieren. Darüber hinaus bietet das Programm Vorlagen für individuell anpassbare Trainingspläne sowie für die Dokumentation von selbst gemessenen Blutdruckwerten.

Um die neu erlernten Kenntnisse zu vertiefen, können die Nutzenden einerseits Wissens-Tests absolvieren und andererseits den eigenen Lebensstil, beispielsweise in den Bereichen Stressbelastung und Nikotinkonsum, auf den Prüfstand stellen. Damit die Anwender ihre Lebensstil-Anpassungen auch langfristig beibehalten, bietet der Online-Coach eine Motivationsmethode, die den Fortschritt spielerisch durch das Sammeln von Aktivitätspunkten und Zertifikaten dokumentiert. Zudem werden die Nutzenden durch die sogenannte WOOP-Methode zur Selbstmotivation bei Änderungen ihres Lebensstils unterstützt. Sie wurde von der Hamburger Psychologieprofessorin Gabriele Oettingen entwickelt und hat sich in Studien als wirksam erwiesen.

Experten verschiedener Fachrichtungen haben den Coach entwickelt

Entwickelt wurde der Coach in enger Zusammenarbeit mit einem interdisziplinären Experten-Team aus den Bereichen Medizin, Psychologie, Ernährungs- und Sportwissenschaften. Die Inhalte der insgesamt zwölf Coaching-Module richten sich dabei nach den Leitlinien der medizinischen Fachgesellschaften. Der Online-Coach kann eine ärztliche Beratung und Behandlung nicht ersetzen, aber durch zahlreiche Anleitungen zur Verhaltensänderung sinnvoll ergänzen.

Zum Online-Coach Bluthockdruck geht es unter https://aok.de/online-coach-bluthochdruck


 

Eagle eye
Heute: Schaltjahr

Haben Sie das Jahr auch langsam satt? So ein Schaltjahr hat es doch echt in sich. Seit Jahresbeginn kämpfen wir um die Finanzierung. Inzwischen sind wir es zwar gewohnt, dass im ersten Halbjahr nicht viel geht, weil einfach kein Geld da ist, aber 2024 hatte es wirklich in sich.

Üblicherweise werden im Januar die Anträge für die Fördermittel gestellt, inzwischen dauert es bis Mai, bis die Förderbescheide eintreffen und das Geld auch ankommt. Was zur Folge hat, dass die ersten 5 Monate nicht viel mehr als Planung passiert. „Ohne Moos nix los“ – wie wahr! Wir können Schulungen, Diabetikertage, das Mitteilungsblatt oder eben den Newsletter erst organisieren, wenn die Mittel dafür zur Verfügung stehen. Für 2024 wurden uns weniger als die Hälfte der beantragten Mittel bewilligt, ein ziemlicher Schlag ins Kontor. Wir mussten die Schulung auf die lange Bank schieben. Das Dringendste war die erste Ausgabe unseres Mitteilungsblattes. Der Vorstand sah sich genötigt, zur Realisierung von Projekten weitere Anträge zu stellen. Das war im Juni. Aufgrund der Sommerferien brauchten die Krankenkassen ein bisschen länger. Im September kam eine Zusage und zwei Ablehnungen. Geduld ist eine Tugend!

Während wir aktuell an der Überarbeitung des Newsletters sitzen und das Mitteilungsblatt erstellen, läuft auch die Planung für 2025 bereits auf Hochtouren. Wir müssen im kommenden Jahr eine Mitgliederversammlung durchführen, zwei Schulungen für unsere Selbsthilfegruppenleiter und die Finanzverantwortlichen der Selbsthilfegruppen planen sowie über einen Diabetikertag nachdenken. Dazu muss die Finanzierung für zwei Ausgaben des Mitteilungsblattes und das Infoblatt organisiert werden. Natürlich müssen unsere Aufgaben in der Patientenvertretung erledigt und die Kontakte zu den Kassen, zur Ärzteschaft und zur Gesundheitspolitik gepflegt werden.

Mangels Finanzierung werden wir den Diabetes-Newsletter nach 15 Jahren einstellen. Immerhin haben wir in insgesamt 180 Ausgaben über aktuelle Themen rund um den Diabetes informiert. Mit dem Startdatum 14.11.2024, dem Weltdiabetestag, wird es an der Stelle des Newsletters in Zukunft das Infoblatt „Diabetes WTT – Wissen, Tipps & Tricks“ geben. Wir wollen moderner werden, neben den aktuellen Informationen zum Diabetes soll zukünftig ein Schwerpunkt auf der technischen Seite liegen. Im Laufe der Jahre hat eine gewaltige Entwicklung stattgefunden. Viele nutzen inzwischen Apps und diverse technische Hilfsmittel in der Diabetestherapie und zur Alltagsbewältigung. Hier wollen wir eine Plattform zum Austausch bieten. Diese soll nicht den Support ersetzen, aber Möglichkeiten bieten, die Lesergemeinschaft um Rat zu fragen, wenn man bei einem Problem an seine Grenzen stößt.

Leider müssen wir auch in diesem Jahr den Verlust von langjährigen, vertrauten Mitstreitern und Freunden beklagen. Als ich 2001 in der Landesgeschäftsstelle anfing, arbeitete mich Peter Buffleb ein. Über die Jahre hatte er stets ein offenes Ohr und einen Ratschlag. Auch nach seinem Ausscheiden haben wir den Kontakt gehalten – er wird fehlen.

Lassen Sie uns einen Haken hinter 2024 machen – das Jahr 2025 wird wieder besser!

Ich werde ein (Adler-)Auge darauf haben.
Alles Gute, Ihr Matthias Böhmer


 

Überblick zur aktuellen Lage der Diabetiker in unserem Land

In Deutschland ist die Zahl der Menschen mit Diabetes mellitus Typ 2 erneut gestiegen. Allein vom Jahr 2021 auf 2022 gab es einen Zuwachs um 95.450 Betroffene auf 7,29 Millionen. Das geht aus aktuellen Daten des BARMER Instituts für Gesundheitssystemforschung (bifg) hervor. Demnach ist bundesweit der Anteil der Betroffenen in den vergangenen zehn Jahren von 8,04 auf 8,65 Prozent gestiegen.

„Deutschland scheint die Zuckerkrankheit nicht in den Griff zu bekommen. Der nationalen Diabetes-Strategie muss endlich mehr Bedeutung zukommen. Sie soll den Menschen helfen, durch einen gesunden Lebensstil diese Krankheit zu vermeiden oder zumindest ihre Auswirkungen zu lindern“, so Prof. Dr. med. Christoph Straub, Vorstandsvorsitzender der BARMER.

Den bifg-Daten zufolge gibt es starke regionale Unterschiede in der Betroffenheit mit Diabetes mellitus Typ 2. Am weitesten unter dem Bundesdurchschnitt von 8,65 Prozent liegt Hamburg mit 6,1 Prozent.

Dagegen kommt die Zuckerkrankheit in den ostdeutschen Bundesländern überdurchschnittlich oft vor. Kein anderes Bundesland hat so viele Diabetes-Betroffene wie Sachsen-Anhalt. Hier wurde bei 13,4 Prozent der Bevölkerung Diabetes mellitus Typ 2 festgestellt. Die meisten Diabetiker leben im Burgenlandkreis.

Der Wert liegt 55 Prozent über dem Bundesdurchschnitt. Sachsen-Anhalt scheint die Zuckerkrankheit nicht in den Griff zu bekommen“, sagt der Landesgeschäftsführer der Barmer Axel Wiedemann.
Sachsen-Anhalt hat die meisten Zuckerkranken – warum ist das so?

Als Ursachen hierfür sind zum einem die hohe Arbeitslosigkeit und damit auch die fehlenden finanziellen Mittel für gesunde Ernährung, zum anderen der zunehmende Facharztmangel zu sehen.

Hier ist dringend weitere Aufklärung zu leisten!

Bei den Altersgruppen weisen die BARMER-Daten vor allem für Ältere hohe und zugleich steigende Betroffenenraten aus. Bei den 70- bis 79-Jährigen gab es demnach in den Jahren von 2013 bis 2022 einen Zuwachs von 24,5 auf 25,9 Prozent. Bei den 80- bis 89-Jährigen veränderte sich die Rate in derselben Dekade von 27,1 auf 29,0 Prozent. Die größte Steigerungsrate innerhalb von zehn Jahren gab es aber in der Gruppe der 40- bis 49-Jährigen. Dort stieg der Anteil von 3,4 auf 3,9 Prozent. Das entspricht einem Anstieg von 14,8 Prozent.

Bestehen noch erhebliche Lieferengpässe bei einigen Diabetesmedikamenten?

Nicht nachvollziehbar ist, dass in unserem Land ca. 470 Medikamente (Stand Juni 2023) nicht lieferbar waren, unter anderen auch Insuline, lebensnotwendige Krebsmedikamente, Fiebersäfte für Kinder usw. So wird in der Neu Grevenbroicher Zeitung vom 3. Februar 2024 berichtet, dass Diabetiker zum Teil noch immer wochenlang auf dringend notwendige Medikamente warten müssen. Hier zeigt sich deutlich, in welcher Abhängigkeit sich Deutschland befindet – nicht nur im Gas- und Stromsektor. Diese Situation ist auf die fehlerhafte Politik der letzten Jahre zurückzuführen und muss dringend geändert werden.

Wenn Antibiotika oder Schmerzmittel fehlen, sind die Gründe oft Probleme in den Lieferketten. Weil wir über Jahrzehnte unsere Produktionsstrecken ins billige Ausland verlegt haben, sind ungünstige Abhängigkeiten entstanden. Die Billigmentalität ist ein generelles Problem in unserer Gesellschaft und hat nicht nur die Arzneimittel-Hersteller erfasst. Aktuell wird die Uhr zurückgedreht und in der EU werden wieder Produktionskapazitäten aufgebaut. Das braucht aber Zeit und ist auch nur “so einfach” möglich bei Medikamenten, die keinen Patentschutz mehr haben. Also bei den Schmerzmittelklassikern oder vielen Antibiotika. Hier muss die Politik schnellstens im Interesse der Bevölkerung, Möglichkeiten finden, welche diesem negativen Trend entgegenwirken. Etwas anders ist die Sachlage bei neuen Medikamenten, wie bei der segensreichen Gruppe der Diabetes-Spritzen. Segensreich deshalb, weil eine Dosis pro Woche ausreicht. Diese haben noch Patentschutz und sind rar und dürfen nicht einfach nachgemacht werden.

Zudem sind die aktuellen Lieferengpässe auch von normalen Leuten hausgemacht oder besser gesagt “netzgemacht”, zum Beispiel unter dem Hashtag (#) Ozempic. Auf Empfehlung der TikTok-, Instagram- und Facebook-Gemeinden werden diese Medikamente als Abnehmspritze gepriesen. Wegen der so entstandenen hohen Nachfrage kommt es zu weiteren Engpässen.

Im Ergebnis steigen die Preise und wer liefern kann, wird dorthin liefern, wo die besten Preise zu erzielen sind. Wissenschaftlich ist das mit dem Abnehmen sogar haltbar. Eigentlich sollen die Diabetes-Medikamente zwar den Blutzuckerspiegel senken, haben aber tatsächlich den Nebeneffekt, dass auch die Pfunde purzeln. Solche Dinge gibt es immer wieder, dass plötzlich eine “Nebenwirkung” zur Hauptanwendung wird. Der Viagra-Wirkstoff war eigentlich als Mittel gegen Bluthochdruck gedacht. Aber wer weiß das heute schon noch.

Frank Burkhard Biester


 

Diabetische Neuropathie – Das müssen Sie wissen

Die diabetische Neuropathie ist eine häufige Folgeerkrankung bei Diabetes, an der etwa jeder dritte Diabetiker und jede dritte Diabetikerin leidet. Sie ist die Ursache dafür, dass bestimmte von Nerven gesteuerte Körperfunktionen nicht mehr funktionieren und die Betroffenen unter Schmerzen oder einer gestörten Reizempfindung leiden. Die AOK Sachsen-Anhalt erklärt, was sich dahinter verbirgt und was helfen kann.

Die häufigste Ursache für eine diabetische Neuropathie ist ein falsch eingestellter Blutzucker. Ist dieser dauerhaft zu hoch, schädigt er die Nerven, außerdem kann sich dadurch zu viel Vitamin B im Urin ablagern und wird ausgeschieden. Ein Mangel von Vitamin B kann wiederum die Entwicklung von Nervenschäden fördern und verschlimmern. Sind nicht nur einzelne, sondern viele Nerven geschädigt, spricht man von einer Polyneuropathie.

Was sind Symptome?

Je nachdem, wie stark die Nervenschäden sind, fallen die Symptome unterschiedlich aus. Das können Kribbeln und Taubheitsgefühl sein, brennende Schmerzen, ein verringertes Schmerz- und Temperaturempfinden, zunehmend trockene Haut oder auch das Restless-Legs-Syndrom sein. Häufig sind die Füße zuerst betroffen. Bei der sensomotorischen Neuropathie breiten sich die Symptome in der Regel von den Zehen, Füßen und Unterschenkeln nach oben aus.

Je früher, desto besser

Wird die Erkrankung frühzeitig erkannt, kann sich dies positiv auf den weiteren Verlauf auswirken. Diabetiker mit den genannten Symptomen oder den beschriebenen Veränderungen an den Füßen sollten daher einen Arzt aufsuchen und die Symptome abklären lassen. Mit speziellen Geräten können Vibrationen, Wärme- und Kälteempfinden überprüft werden oder das medizinische Fachpersonal fragt gezielt nach Symptomen wie Schwindel oder Magen-Darm-Beschwerden. So kann eine Erkrankung bereits im Anfangsstadium diagnostiziert und eine Behandlung eingeleitet werden. Darüber hinaus sollten Menschen mit Diabetes immer auf ihren Körper achten und regelmäßig ihren Arzt oder ihre Ärztin aufsuchen.

Was können die Folgen sein?

Eine der häufigsten Folgen einer diabetischen Neuropathie ist ein diabetischer Fuß. Durch die Nervenschäden wird der Fuß zunehmend unempfindlich, zum Beispiel für Druck oder Schmerzen. So kann es passieren, dass Verletzungen und Wunden häufig tage- oder sogar wochenlang nicht bemerkt werden. Eine offene Wunde erhöht das Risiko für Infektionen, die tief ins Gewebe vordringen. Oft besteht gleichzeitig bei Betroffenen eine Durchblutungsstörung, die die Wunden auch langsamer heilen lässt. Im schlimmsten Fall muss der Fuß amputiert werden.

Behandlung

Eine diabetische Neuropathie ist leider nicht heilbar. Es kommt deshalb darauf an, den Krankheitsverlauf zu verlangsamen. Am wichtigsten ist eine konsequente Behandlung der Grunderkrankung, in diesem Fall der Diabetes. Ein langfristig gut eingestellter Blutzucker verhindert, dass die Nervenschäden sich überhaupt entwickeln beziehungsweise fortschreiten können. Gegen auftretende Schmerzen können in Rücksprache mit Arzt oder Ärztin Schmerzmittel verordnet werden. Bei Muskelschwäche, Bewegungsstörungen oder Lähmungen hilft regelmäßige Krankengymnastik oder Physiotherapie. Vor allem sollten Betroffene versuchen, weiterhin aktiv zu bleiben, damit Bewegungsabläufe nicht vom Körper verlernt und Muskeln erhalten bleiben.

Tipps zur Verbeugung

Die diabetische Neuropathie wird nach wissenschaftlichen Erkenntnissen durch mehrere Faktoren verursacht. Stoffwechselveränderungen oder Gefäßveränderungen spielen dabei die wichtigste Rolle. Sie kann jedoch durch eine kontinuierlich überwachte Einstellung des Blutzuckers deutlich verzögert oder sogar verhindert werden. Auch gut eingestellte Blutfett- und Blutdruckwerte können vor der Erkrankung schützen. Ausreichend Bewegung sowie der Verzicht auf Rauchen und Alkohol helfen ebenfalls.

Für Menschen mit Diabetes bietet die AOK Sachsen-Anhalt mit den Programmen DMP Diabetes mellitus Typ 1 und Typ 2 strukturierte Behandlungsprogramme, die Menschen mit chronischen Erkrankungen helfen, ihre Beschwerden in den Griff zu bekommen und die Lebensqualität verbessern. Ansprechpartner sind der Arzt bzw. die Ärztin.

Auch der AOK-Online-Coach-Diabetes hilft Diabetikern dabei, einen positiven Umgang mit der Erkrankung zu finden, die Krankheit besser zu verstehen und die notwendigen Umstellungen des Lebensstils einfacher anzugehen. Weitere Infos unter https://www.deine-gesundheitswelt.de/service/online-coach-diabetes


 

Diabetes-Mythen unter der Lupe
Mythos: Frauenherzen schlagen schneller als Männerherzen

Der Glaube, es gäbe bei der Anzahl der Herzschläge pro Minute Unterschiede zwischen den Geschlechtern, ist verbreitet.
Eine Studie aus den Vereinigten Staaten kam bei dieser Frage zu einem aufschlussreichen Ergebnis: Durchschnittlich schlägt das Herz in Ruhe 66 Mal pro Minute. Die Studie, an der 92.000 Menschen teilnahmen, zeigte aber, dass es einen kleinen Unterschied zwischen Männern und Frauen gibt: Während bei 95 Prozent der Männer zwischen 50 und 80 Schläge pro Minute gezählt wurden, waren es bei den Frauen zwischen 53 und 82 Schläge pro Minute. Insofern kann man sagen, dass dieser Mythos ein klein wenig Wahrheit birgt. Übrigens: Der Puls wird nicht vom Geschlecht bestimmt, sondern ist bei jedem Menschen individuell. Einfluss darauf, wie schnell das Herz schlägt, haben auch körperliche Belastungen oder die Tageszeit.

zusammengestellt von Christoph Meyer
Quelle: stiftung-gesundheitswissen.de