Sanddorn bei trockenen Augen und vaginaler Atrophie
Trockene Augen und eine vaginale Atrophie sind typische menopausale Symptome. Der Sanddorn (Hippophae rhamnoides L)., der zur Familie der Ölweidengewächse (Eleaegnaceae) gehört, enthält viele Substanzen, die vorteilhaft für die Gesundheit sind, insbesondere für die Schleimhäute, wie Forschungsarbeiten zeigen.
Trockene Augen
Doppelt so viele Frauen wie Männer über 50 Jahre leiden unter trockenen Augen. Diese entstehen, wenn die Augen nicht genug Tränen produzieren, durch eine schlechte Qualität der Tränenflüssigkeit oder wenn diese schnell verdunstet. Auch bei Schilddrüsen-bedingten Augenerkrankungen, rheumatoider Arthritis und Bindegewebserkrankungen wie dem Sjögren-Syndrom sind trockene Augen häufig. Zudem werden sie mit einem Ungleichgewicht an Sexualhormonen in der Menopause in Verbindung gebracht (1).
In einer doppelblinden, randomisierten, Parallel-Studie mit 20 bis 75 Jahre alten Frauen und Männern, die unter trockenen Augen litten, nahmen diese täglich, über einen Zeitraum von 3 Monaten von Herbst bis Winter entweder 2 g Sanddornöl oder ein Placebo ein. Von den 100 Probanden, die rekrutiert wurden, schlossen 86 die Studie ab. Das Verum schwächte die Zunahme der Tränenfilm-Osmolarität während der kalten Jahreszeit ab und beeinflusste die Beschwerden der trockenen Augen positiv. Das trockene Auge ist typischerweise mit einem hyperosmolaren Tränenfilm assoziiert (2).
Die 1-monatige Einnahme von Sanddornöl (5 g/d in Kapselform) kann bei Patienten mit Sjögren-Syndrom von Nutzen sein, bei denen auch der Speichelfluss stark reduziert ist und/oder die schwerwiegende Beschwerden durch die Mundtrockenheit haben (3).
Die Hormonersatztherapie gilt nach wie vor als Goldstandard bei vasomotorischen und vaginalen menopausalen Symptomen. Doch sie birgt bekanntermaßen signifikante Risiken incl. einer erhöhten Wahrscheinlichkeit für Schlaganfälle, kardiovaskuläre Erkrankungen, Brustkrebs und venöse Thromboembolien (4).
Vaginale Atrophie
Das genitourinäre Syndrom der Menopause (GSM), an dem bis zu 84 Prozent der postmenopausalen Frauen leiden, beeinträchtigt das Leben der Betroffenen deutlich. Hypoöstrogene Veränderungen im Bereich der Vulva und der Harnblase können zu Trockenheit, Brennen, Reizung, mangelnder Befeuchtung der Vagina sowie der äußeren weiblichen Geschlechtsorgane und zu Unbehagen oder Schmerzen beim Sex führen (Dypareunie). Harndrang, Dysurie und wiederkehrende Harnwegsinfektionen können ebenfalls auftreten. Im Gegensatz zu den vasomotorischen menopausalen Beschwerden, die sich mit der Zeit reduzieren, persistieren die GSM-Symptome oder verschärfen sich sogar, wenn nichts unternommen wird.
Als Behandlungsoptionen gelten nichthormonelle Vaginalprodukte (Gleitmittel, Feuchtigkeitscreme), vaginale Östrogene (Tablette, Gel, Creme, Zäpfchen, Ring), vaginales DHEA (Zäpfchen) bzw. die vaginale Lasertherapie.
Laut der internationalen Leitlinien besteht die Erstlinientherapie für Frauen mit symptomatischer Vaginalatrophie/GSM aus der Anwendung nichthormoneller Gleitmittel beim Geschlechtsverkehr und, falls indiziert, der regelmäßigen Nutzung lang wirkender vaginaler Feuchtigkeitscremes. Bei symptomatischen Frauen mit mittelschwerer bis schwerer Vaginalatrophie und bei Frauen mit gringerer Vaginalatrophie, die nicht von Gleitmitteln und Feuchtigkeitscremes profitieren, können vaginales Dehydroepiandrosteron (DHEA), der orale selektive Östrogenrezeptormodulator (SERM) Ospemifen und eine Östrogentherapie entweder vaginal in niedriger Dosis oder systemisch hilfreich sein. Niedrig dosiertes vaginales Östrogen wird verordnet, wenn die vaginale Atrophie das einzige menopausale Symptom ist.
Doch trotz einer vaginalen Östrogentherapie leiden immer noch circa 12–15 Prozent der Frauen unter GSM-Beschwerden (5). In einer randomisierten, Placebo-kontrollierten, doppelblinden Studie mit insgesamt 116 postmenopausalen Frauen, die unter vaginaler Trockenheit, Juckreiz und Brennen litten und von denen 98 Probandinnen die Studie abschlossen, nahmen diese über einen Zeitraum von 3 Monaten täglich 3 g Sanddornöl (zweimal täglich 3 Kapseln) oder identisch aussehende Kapseln mit Placebo-Öl ein. Das Sanddornöl beeinflusste die vaginale Gesundheit positiv und könnte eine mögliche Alternative für die Schleimhautintegrität von Frauen sein, die keine Hormontherapie erhalten (6) oder bei denen diese nicht anschlägt.
Das Auge isst im wahrsten Sinne des Wortes mit
Das in den 3 aufgeführten Studien eingesetzte Sanddornöl SBA24® wird von der Firma Aromtech Ltd in Finnland produziert und aus dem Fruchtfleisch sowie den Samen von Sanddornfrüchten gewonnen. Dieser einzigartige, standardisierte Extrakt zeichnet sich durch ein ausgewogenes Verhältnis aller Omega-Fettsäuren aus. Überdies ist er reich an Antioxidantien und Pflanzensterolen. Der Sanddornöl-Extrakt SBA24® von Aromtech wurde übrigens in allen westlichen klinischen Studien eingesetzt (7). SBA24® ist neben β-Carotin und D-alpha-Tocopherol (Vitamin E) Bestandteil des Nahrungsergänzungsmittels BioActive Omega-7™ von Pharma Nord. Vitamin E trägt dazu bei, die Zellen vor oxidativem Stress zu schützen.
Das für die menschliche Vitamin-A-Versorgung bedeutendste Provitamin A ist β-Carotin, da seine Umwandlungsrate in Retinol hoch ist (8). Vitamin A trägt u. a. zur Erhaltung normaler Schleimhäute, Haut, normaler Sehkraft und zu einer normalen Funktion des Immunsystems bei.
Die Hauptfettsäuren des Sanddornöls sind Palmitolein- (Omega-7; 24 Prozent), Palmitin- (22 Prozent), Öl- (Omega-9), Linol- (Omega−6) und α-Linolensäure (Omega−3). Palmitoleinsäure kann z. B. bei Haut- und Schleimhauterkrankungen wie dem vaginalen entzündlichen Gewebeschwund, vermehrter Pigmentierung der Haut, Wunden und Infektionen hilfreich sein. Auch bei erhöhten Cholesterinwerten, Diabetes und gestörter Leberfunktion kann sie eine günstige Wirkung entfalten. Ölsäure kann vor kardiovaskulären Erkrankungen schützen. Alpha-Linolensäure kann ebenfalls das kardiovaskuläre Risiko reduzieren und hat sich bei trockenen Augen bewährt. Außerdem ist sie wichtig für gesunde Knochen (9, 10). Sanddornöl ist ferner reich an den Carotinoiden Zeaxanthin, β-Carotin und Lutein (11). Das Öl besitzt zudem antioxidative, entzündungshemmende und antidepressive Eigenschaften. Eine krebshemmende Wirkung wird ihm ebenfalls zugeschrieben (12).
Fazit:
Sanddornöl fördert die Geweberegeneration diverser Schleimhautmembranen u. a. im Urogenital- und Magen-Darm-Trakt sowie in der Mundschleimhaut. Es lindert dort Trockenheit, Überempfindlichkeit und Entzündungen. Zudem wirkt es schmerzlindernd. Der positive Effekt beruht dabei nicht auf einer Erhöhung der Östrogen-Spiegel (13).
Heike Lück-Knobloch
Heilpraktikerin / Medizinjournalistin
Literaturverzeichnis bei der Redaktion vorliegend