Überblick zur aktuellen Lage der Diabetiker in unserem Land
In Deutschland ist die Zahl der Menschen mit Diabetes mellitus Typ 2 erneut gestiegen. Allein vom Jahr 2021 auf 2022 gab es einen Zuwachs um 95.450 Betroffene auf 7,29 Millionen. Das geht aus aktuellen Daten des BARMER Instituts für Gesundheitssystemforschung (bifg) hervor. Demnach ist bundesweit der Anteil der Betroffenen in den vergangenen zehn Jahren von 8,04 auf 8,65 Prozent gestiegen.
„Deutschland scheint die Zuckerkrankheit nicht in den Griff zu bekommen. Der nationalen Diabetes-Strategie muss endlich mehr Bedeutung zukommen. Sie soll den Menschen helfen, durch einen gesunden Lebensstil diese Krankheit zu vermeiden oder zumindest ihre Auswirkungen zu lindern“, so Prof. Dr. med. Christoph Straub, Vorstandsvorsitzender der BARMER.
Den bifg-Daten zufolge gibt es starke regionale Unterschiede in der Betroffenheit mit Diabetes mellitus Typ 2. Am weitesten unter dem Bundesdurchschnitt von 8,65 Prozent liegt Hamburg mit 6,1 Prozent.
Dagegen kommt die Zuckerkrankheit in den ostdeutschen Bundesländern überdurchschnittlich oft vor. Kein anderes Bundesland hat so viele Diabetes-Betroffene wie Sachsen-Anhalt. Hier wurde bei 13,4 Prozent der Bevölkerung Diabetes mellitus Typ 2 festgestellt. Die meisten Diabetiker leben im Burgenlandkreis.
Der Wert liegt 55 Prozent über dem Bundesdurchschnitt. Sachsen-Anhalt scheint die Zuckerkrankheit nicht in den Griff zu bekommen“, sagt der Landesgeschäftsführer der Barmer Axel Wiedemann.
Sachsen-Anhalt hat die meisten Zuckerkranken – warum ist das so?
Als Ursachen hierfür sind zum einem die hohe Arbeitslosigkeit und damit auch die fehlenden finanziellen Mittel für gesunde Ernährung, zum anderen der zunehmende Facharztmangel zu sehen.
Hier ist dringend weitere Aufklärung zu leisten!
Bei den Altersgruppen weisen die BARMER-Daten vor allem für Ältere hohe und zugleich steigende Betroffenenraten aus. Bei den 70- bis 79-Jährigen gab es demnach in den Jahren von 2013 bis 2022 einen Zuwachs von 24,5 auf 25,9 Prozent. Bei den 80- bis 89-Jährigen veränderte sich die Rate in derselben Dekade von 27,1 auf 29,0 Prozent. Die größte Steigerungsrate innerhalb von zehn Jahren gab es aber in der Gruppe der 40- bis 49-Jährigen. Dort stieg der Anteil von 3,4 auf 3,9 Prozent. Das entspricht einem Anstieg von 14,8 Prozent.
Bestehen noch erhebliche Lieferengpässe bei einigen Diabetesmedikamenten?
Nicht nachvollziehbar ist, dass in unserem Land ca. 470 Medikamente (Stand Juni 2023) nicht lieferbar waren, unter anderen auch Insuline, lebensnotwendige Krebsmedikamente, Fiebersäfte für Kinder usw. So wird in der Neu Grevenbroicher Zeitung vom 3. Februar 2024 berichtet, dass Diabetiker zum Teil noch immer wochenlang auf dringend notwendige Medikamente warten müssen. Hier zeigt sich deutlich, in welcher Abhängigkeit sich Deutschland befindet – nicht nur im Gas- und Stromsektor. Diese Situation ist auf die fehlerhafte Politik der letzten Jahre zurückzuführen und muss dringend geändert werden.
Wenn Antibiotika oder Schmerzmittel fehlen, sind die Gründe oft Probleme in den Lieferketten. Weil wir über Jahrzehnte unsere Produktionsstrecken ins billige Ausland verlegt haben, sind ungünstige Abhängigkeiten entstanden. Die Billigmentalität ist ein generelles Problem in unserer Gesellschaft und hat nicht nur die Arzneimittel-Hersteller erfasst. Aktuell wird die Uhr zurückgedreht und in der EU werden wieder Produktionskapazitäten aufgebaut. Das braucht aber Zeit und ist auch nur “so einfach” möglich bei Medikamenten, die keinen Patentschutz mehr haben. Also bei den Schmerzmittelklassikern oder vielen Antibiotika. Hier muss die Politik schnellstens im Interesse der Bevölkerung, Möglichkeiten finden, welche diesem negativen Trend entgegenwirken. Etwas anders ist die Sachlage bei neuen Medikamenten, wie bei der segensreichen Gruppe der Diabetes-Spritzen. Segensreich deshalb, weil eine Dosis pro Woche ausreicht. Diese haben noch Patentschutz und sind rar und dürfen nicht einfach nachgemacht werden.
Zudem sind die aktuellen Lieferengpässe auch von normalen Leuten hausgemacht oder besser gesagt “netzgemacht”, zum Beispiel unter dem Hashtag (#) Ozempic. Auf Empfehlung der TikTok-, Instagram- und Facebook-Gemeinden werden diese Medikamente als Abnehmspritze gepriesen. Wegen der so entstandenen hohen Nachfrage kommt es zu weiteren Engpässen.
Im Ergebnis steigen die Preise und wer liefern kann, wird dorthin liefern, wo die besten Preise zu erzielen sind. Wissenschaftlich ist das mit dem Abnehmen sogar haltbar. Eigentlich sollen die Diabetes-Medikamente zwar den Blutzuckerspiegel senken, haben aber tatsächlich den Nebeneffekt, dass auch die Pfunde purzeln. Solche Dinge gibt es immer wieder, dass plötzlich eine “Nebenwirkung” zur Hauptanwendung wird. Der Viagra-Wirkstoff war eigentlich als Mittel gegen Bluthochdruck gedacht. Aber wer weiß das heute schon noch.
Frank Burkhard Biester